Archiv der Kategorie: Review

Öffne die Augen

Alejandro Amenábar hat mit Eduardo Noriega bereits seinen allerersten Spielfilm Tesis gedreht, und dann folgte 1996 der Film Abre los ojos mit der bezaubernden Penélope Cruz. Eigentlich will ich nicht allzu viel über den Film sagen, denn dann würde man ihm seine Spannungsmomente nehmen, denn Öffne die Augen (wie der Film auf deutsch heißt) lebt von seinen Wendungen und Drehungen.

Der Yuppie César (Eduardo Noriega) hat alles und bekommt alles, was er will. Das ist irgendwie unheimlich.

Alejandro Amenábar entspinnt die Story so gekonnt, dass man im sogleich bat, den Film nocheinmal als Hollywood Produktion zu drehen. Er sagte ab, verkaufte aber die Rechte und der Film wurde als Vanilla Sky mit Tom Cruise und nochmal Penélope Cruz verfilmt. (Dort haben sich die beiden kennen und lieben gelernt.) Er selbst filmte mit dem Geld aus Hollywood 2001 mit Nicole Kidman (sic!) The Others und zuletzt mit Javier Bardem Das Meer in mir.

Wie gesagt, ich kann und will nicht zuviel über diesen Thriller verraten, aber er hat eine klare Empfehlung von mir.

Meine Wertung: ★★★★★★★★★☆ 

Harry Potter und die Heiligtümer des Todes (2)

So endet also alles. Oder zumindest das Harry Potter Universum nach 7 Büchern und 8 Filmen. Und was man davon lernen kann ist meines Erachtens eine Menge über Verwertungsketten im modernen Marketing und über Filme, die sich allzu genau an literarischen Vorlagen orientieren.

Nicht bös gemeint, ich verstehe die verzwickte Lage, den Leseratten rund um die Harry Potter Bücher gerecht zu werden. Letztendlich gelingt es auch durch beinahe buchstäbliche Werkstreue, da hat Frau Rowling gut aufgepasst. Für den Otto-Normal-Filmästhet geht die Rechnung nicht immer auf.

Spätestens seit David Yates sind die Filme auf handwerklich wirklich hohem Niveau. Der siebte Teil war grandios, aber das Finale hat mich persönlich doch etwas enttäuscht. Wichtige Akteure der Handlung aus 6 bzw. 7 vorherigen Teilen verlieren binnen Bruchteilen von Szenen ihr Leben. Und dass, obwohl sich gar nicht so wahnsinnig viel Story auf die letzten 3 Stunden Harry Potter verteilt. Dann gibt es da noch dieses unübersichtliche (aber alles entscheidende) Wirrwarr um vertauschte Zauberstäbe. Ich bin verwirrt.

Klar, ist das alles logisch, wenn man die Bücher gelesen hat. Aber ein Film ist kein Buch. Ich jammere gerne auf hohem Niveau, wie ihr seht.

Meine Wertung: ★★★★★★★☆☆☆ 

Brügge sehen… und sterben?

Eine irische Hommage an der Klassiker des morbiden Kinos Wenn die Gondeln Trauer tragen kann natürlich nur in Brügge spielen. Eine grandiose Stadt an die sich der Obergangster (Ralph Fiennes) noch gerne zurück erinnert, und in die er den verstörten Neuling (Colin Farrell) schickt, nachdem dieser gleich bei seinem ersten Auftrag einen mächtig großen Fehler gemacht hat.

Brügge nennt sich nicht umsonst das Venedig des Nordens, die Stadt ist toll, provinziell und lässt sich phantastisch in Szene setzen. Da wird das Kino-Erlebnis zum Städteurlaubskurztrip. Der morbide Charme der mittelalterlichen Stadt und der depressive kindliche Colin Farrell sorgen ebenfalls für beste Unterhaltung. Aber: der Film ist nichts für schwache Nerven!

Meine Wertung: ★★★★★★★★★★ 

Watchmen – Die Wächter

Sed quis custodiet ipsos custodes?*

Watchmen galt als unverfilmbar – weniger Comic und mehr Graphic Novel. Und dennoch ist Zack Snyder (300, Sin City) etwas ganz großes gelungen. Wenn man ihm bei 300 noch vorwerfen konnte sich ein Stoff gesucht zu haben, der nicht gerade vor Abwechlungsreichtum erstrahlt, dann ist hier das Gegenteil der Fall. Die Geschichte der Watchmen, eine Gruppe von quasi Paramilitärs und Polizisten, die dank viel Technik und Kostümen seit den 1930er Jahren als Superhelden aufgebaut werden und nun schon in der zweiten, spielt in einer alternativen Realität. Nur ganz wenige von ihnen (wie Dr. Manhatten) haben tatsächlich Superkräfte.

Das macht diese Superhelden-Story so besonders – zudem: mittlerweile sind die Watchmen von Richard Nixon abgesägt worden, nachdem sie noch den Vietnam-Krieg für die USA entschieden haben. Aber nun 1985 steht nicht nur die Welt vor einem Atomkrieg, sondern auch die Watchmen, großtenteils in Rente, sehen einer Gefahr entgegen, die mit der Ermordung des „Comedian“ beginnt.

Die Story ist so abgefahren, da kommt gerade mal Frank Herberts Wüstenplanet-Saga noch mit. Unfassbar komplex und detailverliebt. Eigentlich muss man Wikipedia offen, während man dem Film guckt. Auf jeden Fall wahrscheinlich eine der besten Comicverfilmung überhaupt. Und die Romanvorlage stammt übrigens von Alan Moore (V wie Vendetta, Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen).

Meine Wertung: ★★★★★★★★★★ 

*„Aber wer wird über die Wächter selbst wachen?“

Gegen jede Regel

Als Anfang der 70er Jahr in den Südstaaten der USA die Rassentrennung per Bundesgesetz aufgehoben wird, werden auch in zahlreiche bislang weiße Schulen, Schwarze US-Amerikaner geschickt. Auch gemischte College Football-Teams waren zu der Zeit im Süden nicht gern gesehen.

Und so erzählt der Film die wahre Geschichte von den Titans einer aus weißen und schwarzen Schülern zusammengestellte Football-Mannschaft vor die ein schwarzer Trainer gestellt wurde (Denzel Washington). Das ist patriotisch und kitschig und mit dem erhobenen Zeigefinger der Political Correctness und dennoch ein recht guter Film. Deshalb verrate ich auch das Ende nicht. 😉

Meine Wertung: ★★★★★★★☆☆☆ 

Das Wunder von Bern

Das ist definitiv einer der Filme, die mich nie interessiert haben. Aber ich hab ihn im ARD-Sommerkino aufgenommen und da hab ich jetzt also auch geguckt und ich muss sagen, das der Film besser war als ich dachte. Die ersten 45 Minuten war der Film brilliant und dicht erzählt. Eine Kriegsheimkehrer-Familiengeschichte verbunden mit dem Großereignis des Weltmeistertitels für die Bundesrepublik Deutschland 1954. Erstaunlich auch, dass mich die Deutschtümelei eigentlich recht wenig gestört hat und sie auch nur dezent zur Geltung kam.

Es sind eher formale Gründe, die den bis dahin guten Film in der zweiten Halbzeit zu Boden ringen. Die handelnden Personen agieren zunehmend unmotiviert, Es gibt nicht nachzuvollziehende Handlungswendungen. Die Vielfalt der gesetzten Themen und Motive kann nicht angemessen fortgeführt werden – und die Overdubs/Synchronisation der Dialekt sprechenden Fußballer sind eher mittelmäßig gut. Ein Ärgernis.

Gut jedoch, ganz klar, die Authentizität mit der der Zeitgeist und die Zeit dargestellt wird. Das fand ich doch erfrischend detailreich. Das reicht natürlich nicht für einen sehr guten Film, aber wenn man die erste Stunde zugeschaut hat, dann kann man auch die zweite noch mitanschauen. Gefühlt geht das Spiel jedoch 2:3 (2:1) aus.

Meine Wertung: ★★★★★☆☆☆☆☆ 

Eine Insel namens Udo

Endlich hab ich es gestern mal wieder in Kino geschafft. Und es ist eine Komödie mit Kurt Krömer geworden, der ja seine Kurt-Krömer-Show an den Nagel gehängt hat, wobei ich vermute, dass dieser Film noch vorher abgedreht wurde. Kurt Krömer spielt einen unsichtbaren Kaufhausdetektiv – unsichtbar nicht wirklich, also er wird einfach immer übersehen. Das ist zumindest 20 Minuten lang urkomisch und echt eine tolle Idee, wenn sie so flott und charmant umgesetzt wird wie vom Regisseur Markus Sehr, dessen Langfilmpremiere dies ist.

Und auch das Drehbuch muss ich ausdrücklich loben, denn anundfürsich ist dieses Thema – und die verfängliche Liebe zur Hotelleiterin Jasmin (Fritzi Haberlandt), die ihn als einzige wahrnehmen kann – nicht viel Stoff für einen unterhaltsamen Abend im Kino. Aber als sich für Udo Gries (Kurt Krömer) die Wandlung zum Sichtbaren vollzieht gibt es auch nochmal einige Verwicklungen, die nur selten peinlicher Slapstick sind und meistens ins Bild einer gelungenen romantischen Komödie aus deutschen Landen passen.

Meine Wertung: ★★★★★★★★☆☆ 

Alien – Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt

Und wieder ein Film aus der Kategorie „Sinnlose deutsche Subtitel“. Es ist ein Klassiker des Genres und Ridley Scott hat H.R. Giger ein ewiges Denkmal für sein Alien-Design aufgestellt.

Und überhaupt, es ist die erste weibliche Hauptfigur, die einen Science Fiction als alleiniger Charakter überlebt – Sigourney Weaver. Und deshalb wird sie auch immer wieder besetzt in ScFi-Rollen, in denen sie nicht nur ein Zitat ihrer selbst ist (Galaxy Quest). Der Kampf gegen die unergründliche Tötungsmaschine aus einer anderen Welt, war so faszinierend, dass noch 3 Teile folgen sollten. Zum Teil sogar besser als der Erstling.

Es ist ein Meilenstein der SciFi-Horrors, und er läuft nur noch auf kabel1 im Nachtprogramm. Irgendwie schade, irgendwie aber gut dass es immerhin da läuft.

Meine Wertung: ★★★★★★★★☆☆ 

Night on Earth

Ein Klassiker des Arthouse Films habe ich diese Woche aus meiner Filmsammlung ausgegraben. Night on Earth ist ganz großes Kino irgendwie. Fünf Episoden, fünf Taxifahrten in Los Angeles, New York, Paris, Rom und Helsinki. Eine Nacht voll mystischer Momente und Situationskomik. Roberto Begnini spielt den römischen Taxifahrer, der seinen klerikalen Fahrgast durch lasterhafte Dauergeplauder mit großer Geste in die tödliche VErzweiflung treibt ebenso großartig wie Armin Müller-Stahl den Ost-Deutschen in New York wenige Tage nach der Wende, der noch nie ein Automatik-Getriebe gefahren hat.

Große und kleine Sehnsucht, die Tragädien und die Freuden des Alltags ohne große Spannungsbögen. Regisseur Jim Jarmusch begründet seinen Weltruhm auf diesem Kleinod. Alle anderen Episodenfilme müssen sich an ihm messen.

Meine Wertung: ★★★★★★★★★★ 

Weitere Links:
filmzentrale.com
film-rezensionen.de
postpoeia.wordpress.com

Eine bessere Welt (Tatort)

Die 800. Tatort-Folge kam am Sonntag aus Frankfurt mit einem neuen Ermittlerteam (Nina Kunzendorf & Joachim Król) und einem großartigen Regisseur. Lars Kraum inszenierte einen tollen Krimi mit einer starken Frau, die auch attraktiv sein darf, und einem grummelnden Joachim Król, der in bester Simon Brenner Mannier eigentlich gar keine Lust hat sich mit jedem anzulegen, es dann aber doch tut.

Es ging um einen Verkehrsunfall bei dem der Sohn eines manisch Kranken umkommt, der eine Zeugin für die Täterin hält. Morbider Charme in der Großstadt Frankfurt. Mir hat das sehr gefallen.

Meine Wertung: ★★★★★★★★★☆ 

Über den Tatort schreiben natürlich viele – vor allem wenn er so gelungen ist. Eine Auswahl:
faz.net
spiegel.de
spiegel.de Interview mit hr-Intendantin