Archiv der Kategorie: Review

Sommer in Orange

Marcus H. Rosenmüller hat mit Wer früher stirbt ist länger tot einen der tollsten Heimatfilme ever gemacht hat verschlägt es mit seinem neuen Film schon wieder ins Bayern der 80er Jahre. Allerdings bringt er eine ganze Horde 68er mit, die aus Berlin kommen und ein kleines Anwesen geerbt haben.

Die Kommune ist hoch-religiös und – ich würde mal aus heutiger Sicht sagen – in einer sekten-artigen Vereinigung mit einem indischen Guru. Aber das tolle an diesem Film ist die Erzählperspektive, denn Rosenmüller erzählt so wunderschön aus der Perspektive der Kinder, die sich gerne auch an die bayrische Dorfgemeinschaft anpassen würden, und denen spirituelle Erleuchtung eben nicht genug ist.

Noch dazu ist da der Familienkonflikt. Die Mutter von Lili und Fabian ist so sehr mit sich und ihrer Erleuchtung beschäftigt, dass sie die Wunden ihrer Tochter gar nicht mitbekommt. Dabei verurteilt der Film nicht und will auch niemandem etwas böses. Das macht ihn zu einem guten Film.

Meine Wertung: ★★★★★★★★☆☆ 

Source Code

Ich liebe ja Jake Gyllenhall seit Donnie Darko, und deshalb hab ich mir den Film Source Code mit eher geringen Erwartungen an die Story angeschaut. Der Einstieg in den Plot ist auch etwas hakelig. Der US-Army Pilot Colter Stevens (Jake Gyllenhall) wacht in einem Zug auf und ist offensichtlich nicht er selbst. Er versucht zu verstehen, was vor sich geht und 8 Minuten später fliegt der Zug in einem Terroranschlag in die Luft.

Nun erwacht er in einer Kammer, eine Offizierin erklärt ihm, er sei auf einer Spezialmission. Er könne jeweils 8 Minuten in ein Gedankenabbild eintauchen, das von Opfern des Anschlags aus ihrem Kurzzeitgedächtnis gewonnen wurde. Und schwupps wird er wieder dorthin geschickt … er soll den Täter ausfindig machen, denn der droht mit einem zweiten Anschlag.

Was ein wenig absurd klingt, hat eine ganze Menge erzähltechnischen Charme. Und die Auflösung der eigentlichen und eigentümlichen Umstände, ist am Ende für den Zuschauer zwar nicht überraschend, aber konsequent und auch neu. Mir hat’s sehr gefallen – haarscharf an den 9/10 Punkten vorbei geschrammt.

Meine Wertung: ★★★★★★★★☆☆ 

Spanglish

Ok, ist schon ein paar Wochen her, dass ich den Film gesehen habe. Udn ich muss sagen Adam Sandler ist ganz klar einer der limitiertesten Schauspieler in Hollywood – obwohl er einige nette Filme gemacht hat (Punch Drunk Love,50 first Dates). Gerade ersterer ist großartig und die erste ernstzunehmende Rolle die er spielte.

Und doch erwartet man immer eine Komödie, wenn man ihn sieht. Dabei ist Spanglish trotz eines witzigen Trailers eher ein Familiendrama. Die spanisch-sprachige junge alleineriehende Mutter Flor (Paz Vega – Sprich mir ihr, Lucia und der Sex) fängt als Haushaltshilfe bei einer höchst US-amerikanischen Familie an, die sie gerne aufnimmt, aber deren Beziehungskonflikte, die kulturell so weit weg zu sein scheinen, sie auch in ihren BAnn zieht. Langsam beginnt sie die englische Sprache zu lernen. Aber wie schafft sie es ihre kulturelle Identität zu behalten, wo sie doch gerade für Ehemann (Adam Sandler) und seine etwas vollschlanke Tochter sehr viele Sympathien empfindet.

Der Film will zu viel und einige Familiencharaktere fallen entweder hinten runter und werden zu flach konstruiert, aber interessant und manchmal lustig war er schon.

Meine Wertung: ★★★★★★★☆☆☆ 

Hanna

Endlich Hanna gesehen. Hat mir gefallen. Klar, das Thema „genetisch verbesserter Super-Soldat, ohne dass er davon weiß“ ist jetzt ein wenig ausgelutscht, aber es wird auf jeden Fall gekonnt variiert. Saoirse Ronan spielt die Hanna, die in der finnischen Wildnis aufwächst, großgezogen von ihrem Vater. Doch als sie erwachsen ist, geht eine einstudierte Verfolgungsjagd los.

Sie wird von einem amerikanischen Geheimdienst verschleppt, kann aber entkommen und muss nun zu einem Treffpunkt mit ihrem Vater nach Deutschland.

Überhaupt spielt dann doch ein Großteil des Films in Deutschland und Europa. Scheint so, als würde der europäische Markt immer wichtiger für Sujets, deren Produktion finanziell auf der Kippe stehen, um ein zweites Vermarktungsstandbein als Argument zu haben. Mir soll’s recht sein, der Akzent der deutsch-sprechenden amerikanischen Schauspieler ist zwar gewöhnungsbedürftig, aber im Gegensatz zu US-Serien wie Lost oder Fringe wird ja an Original-Schauplätzen gedreht. Super!

Meine Wertung: ★★★★★★★★☆☆ 

Freundschaft plus

Vor Freundschaft plus hatte ich fast ein wenig Angst. Der Trailer war sehr vulgär, gleichzeitig die Filmbeschreibung aber sehr auf Liebesfilm getrimmt. Das sind jetzt beides nicht meine absoluten Faves. Noch dazu der Filmtitel … aber der Originaltitel „No Strings Attached“ ist auch nicht besser.

Es geht um einen Mann (Ashton Kutcher), der eine Frau gut findet (Natalie Portman in ihrer ersten Rolle nach Black Swan), die sich aber nicht binden möchte – und deshalb konstruieren sie sich eine Freundschaft plus Sex. Das geht natürlich wider Erwarten auf Dauer nicht gut.

Btw, Greta Gerwig (Greenberg) spielt als Freundin von Natalie Portman wieder einmal eine Rolle … ich verstehe sie einfach nicht. Das ist gut und super authentisch, mal sehen, wann sie mal eine größere Rolle bekommt.

Meine Wertung: ★★★★★★☆☆☆☆ 

Das Rotkäppchen-Ultimatum

Der erste Independent-CGI-Film war ja angeblich Die Rotkäppchen-Verschwörung, die mit Witz und Charme gängige Märchen-Trickfilm-Klischees veräppelte, und nun folgt also das Sequel. Ein Sequel, das man besser hätte bleiben lassen. Das Rotkäppchen-Ultimatum ist eher nur ein schwacher Abklatsch. Die Gags aus dem ersten Teil funktionieren einfach nicht zum zweiten mal.

Zudem: wenn man den ersten Teil nicht gesehen hat ist man total hilfslos, denn die Charaktere weichen doch sehr stark vom üblichen Bild des Betrachters ab. Irgendwie geht der Film also an beiden Betrachtergruppen etwas vorbei. Insgesamt fand ich ihn nur stellenweise lustig, aber nach den lätzten Reinfällen z.B. mit Sucker Punch, konnte ich damit dann doch ganz gut leben.

Meine Wertung: ★★★★★★☆☆☆☆ 

Ein gutes Jahr

Ein schnulziger Liebesfilm mit 08/15-Story, dazu noch mit Russell Crowe, den ich nun gar nicht mag, und eine Literaturverfilmung: nicht gerade beste Voraussetzungen dafür, dass ich diesen Film mag. Und mögen ist auch zuviel gesagt, aber irgendwie finde ich ihn nicht konmplett schlecht.

Als ein selbstverliebter Londoner Finanzmensch von seinem verstorbenen Onkel ein Chateau in Südfrankreich erbt, in dem er selbst als Kind seine Sommerferien verbrachte, will er es zunächst verkaufen. Doch als er das mittlerweile leicht heruntergekommene Anwesen besichtigt (und seinen Rückflug verpasst), seinen Job verliert und viele nette Menschen kennenlernt, bleibt er einfach dort an diesem Ort seiner Kindheit. Auch wegen einer Frau…

Ja ja, wie gesagt, Schnulzenalarm!

Meine Wertung: ★★★★★★☆☆☆☆ 

Der letzte Tempelritter

Man hat man diesen Film schlechtgeschrieben. Thematisch mit Hexen, Hexenverfolgung und dem guten Tempelritter auf dem Weg von den Kreuzzügen zurück in seine Heimat, klingt das zwar nicht wahnsinnig kreativ, aber auch nicht so schlimm. Der Film ist es trotzdem – es ist einfach einfallslos diese Geschichte zu erzählen, auch wenn man sie auf Titty Twister-gerecht verpackt. Man hat zu jedem Zeitpunkt das Gefühl diese Story schon gesehen zu haben. Vielleicht eine neue Form von Mash-Up, oder sollen wir einfach dankbar für jeden aktuellen Film sein, der kein Prequel oder Sequel ist?

Noch dazu: da möchte man doch wieder den Menschen erschießen, der sich diesen deutschen Filmtitel ausgedacht hat (Original: Season of the Witch), und den der sich den englischen ausgedacht hat mit dazu, der ist nämlich auch blöd und unpassend. Zusammengefasst: auch dieser Film ein Ärgernis.

Meine Wertung: ★★★★★☆☆☆☆☆ 

Sucker Punch

Mhpf, habe den Film jetzt gesehen und bin maßlos enttäuscht. Selten so einen Blödsinn gesehen, dabei hatte ich mich doch so gefreut auf die Zombie-Nazis und vor allem auf die Zeppeline, aber irgendeinen roten Faden hätte ich mir schon gewünscht.

Und Selbst-Ironie erlaubt sich der Film auch nur an einer einzigen Stelle zu Beginn des Films. Bis dahin ist auch noch die bruchstückhafte Erzähltechnik gute und hervorzuheben. Danach verliert sich der Film jedoch in der bloßen Hülle seiner selbst.

Meine Wertung: ★★★★★☆☆☆☆☆ 

Gran Torino

Clint Eastwood ist ein Fuchs. Als Schuspieler viel zu oft ein harter Kerl, macht er als Regisseur am Ende seiner Karriere einige der einfühlsamsten Filme Hollywoods der letzten Jahre.

Da gehört auch Gran Torino dazu. Ein Fremdenfeindlichkeitsdrama mit all den differenzierten Grautönen, die man sich wünscht. L.A. Crash war das letzte Meisterwerk, dem ähnliches gelang. Ein alternder MAnn ohne Familie umgeben von zugezogenen Asiaten, voller Hass und Selbstsicherheit, lernt die Welt noch einmal von einer ganz anderen Seite kennen. Denn Probleme, und speziell die mit Bandenkriminalität und Gewalt, die haben auch die Bedroher selbst.

Meine Wertung: ★★★★★★★★★☆