Archiv für den Monat: Januar 2012

Verblendung

Am Wochenende mal wieder im Kino gewesen. Das Remake des schwedischen Erfolgsromans/-films Verblendung, mit Daniel Craig und Mara Rooney. Neu verfilmt mit dem Regisseur David Fincher (!), der ja einige Klassiker des Thriller-Kinos gemacht hat (Sieben, Fight Club, The Social Network).

Bei so einer Literaturverfilmung und den Liebhabern der alten Verfilmungen ist es natürlich schwer ein neutrales Urteil zu formulieren. Aber aus meiner Sicht ist Verblendung ein ganz großartiger Film geworden. Man sagte mir, er sei sehr, sehr nah an der Originalverfilmung, nur die Menschen seien hübscher. Im Internet gibt es übrigens grandiose Diskussionen über das Product Placement von Apple. Hacker würden, so heißt es da, niemals einen Mac benutzen. Im Film wimmelt es aber nur so von iMacs.

Die Story tendiert ein wenig dazu zu viele Topoi in den Plot zu packen, aber sei’s drum. Es ist gutes Kino, wobei für meinen Geschmack an der einen oder anderen Stelle schon fast zu hart, was die Gewaltszenen angeht. Also kein Familienfilm.

Für mich ein Rätsel bleibt auch der Vorspann. Wüsste ich es nicht besser, hätte ich gesagt, der gehört eigentlich zu einem ganz anderen Film … ???

Meine Wertung: ★★★★★★★★☆☆ 

Beginners

Ein Liebesfilm mit Ewan McGregor, den ich nun wirklich nicht mag, und der wundervollen Mélanie Laurent. Das ergibt einen Höhepunkt des poetischen Kinos. Die französische Schauspielerin, die eine französische Schauspielerin spielt, trifft den Mann, der sich in einer Midlife-Crisis befindet, auf einer Motto Party. Sie ist stumme Pantomime, er Sigmund Freud. Hach.

Dabei hat er gerade einen Schock erleben müssen, sein Vater hat ihm kurz zuvor eröffnet, dass er Krebs im tödlichen Stadium hat, und dass er schwul ist und mit dem jungen Andy einen Lover hat. Ein toller Film, da gibt es eine waschechte Empfehlung von mir.

Meine Wertung: ★★★★★★★★★☆ 

Kriegerin

Zufällig habe ich vor einem guten halben Jahr den Produzenten von einem Film kennengelernt, der diese Woche, am Donnerstag den 19.1. in die Kinos kommt. Leider muss man fast sagen, hat der Film eine traurige Aktualität, denn es geht um Neonazis. Das ist natürlich vor dem Hintergrund der NSU eine große Hausnummer, deren ein Film der eigentlich einen ganz anderen Fokus hatte, niemals Herr werden kann.

Eigentlich ist es ein kleines Drama, das hier in den Vordergrund gerückt wird. Es ist eine Milieustudie rund um die junge Neo-Nationalsozialistin Marisa (Alina Levshin – Im Angesicht des Verbrechens). Ich bin sehr gespannt, wie der Film sein wird – am Sonntag gibt es hier in Darmstadt ein Autorenkino-Vorstellung mit Regisseur David Wnendt und auch Alina Levshin wird glaube ich dabei sein und nach der Vorführung stehen die beiden noch Rede und Antwort.

Krabat

Für mich war KRabat vor drei JAhren eine der Überraschung des deutschen Films. Für mich ist Krabat ein grandioser Film. Mit einer niemals ins lächerliche oder unglaubwürdige abrutschenden düsteren Filmästhetik, lässt der Film eine lausitzische Mystik auferstehen, die ich so niemals in Deutschland erwartet hätte.

Dabei geht Regisseur Marco Kreuzpaintner niemals auf Schockeffekte ein, sondern behält immer das große Ganze, die Athmosphäre im Blick. Noch dazu ist das Who-is-who der deutschen Jungschauspieler engagiert worden: Daniel Brühl, David Kross, Robert Stadlober. Das sind genau die Filme, die für mich die gesteigerte Qualität des deutschen Kinos symbolisieren. Vor 8 Jahren wäre dieses Thema noch ins Märchenhafte verkitscht worden.

Meine Wertung: ★★★★★★★★☆☆ 

Offroad

Regisseur Elmar Fischer kenne ich noch von seinem aller ersten Film Fremder Freund, in dem er eindrucksvoll versucht nachzuvollziehen, wie das so gewesen wäre, wenn man mit einem der Attentäter des 11.09. damals an der Uni Hamburg-Harburg befreundet gewesen wäre. Mit ihm auf Partys gegangen und die gleichen Frauen geliebt hätte. Wirklich eine absolute Top-Empfehlung.

Nun, hat er also auch seinen ersten Kino-Erfolg. Und da der Film mit Nora Tschirner ist, war das ja irgendwie erwartbar, dass er sein Publik (respektive mich) findet. Die spießige Meike Pelzer (Nora Tschriner), Junior Chefin des Familienbetriebs für Rasenmäherfangsäcke, will mal etwas verrücktes machen und ersteigert einen großen Geländewagen bei einer Auktion vom Zoll. Dass da 50 Kilo Kokain drin lagern erfährt sie erst, als ihr einige Kleinganoven auf der Spur sind. Gottseidank findet sie in Salim (Elyas M’Barek) einen Vertrauten mit Potential auf mehr, mit dem sie nach Berlin reist und dort den Stoff verscherbeln will. Eine Mammut aufgabe für eine Frau in Blümchen-Bluse.

Das ist keine ganz große Kinokunst, aber meist witzig und unterhaltsam. Und von mir gibt es dafür gute 7 Sternchen.

Meine Wertung: ★★★★★★★☆☆☆ 

Planet der Affen: Prevolution

Planet der Affen ist eine wirklich trashige Film-Serie, die 1968 mit Charlton Heston startete und dessen Neuverfilmung 2001 zu den blödesten Filmprojekten ever gehörte (und jetzt hätte ich fast gesagt, dass man sich wohl deshalb Mark Wahlberg als Hauptdarsteller aussuchte). Der Filmstoff an sich gibt allerdings so einiges her.

1968 dachte man sicher noch an Umweltzerstörungen, die zur Ausrottung der Menschheit und zur Herrschaft der Affen über den Planeten führen könnte. Heute sind es genetische Experimente, die einem da als mögliche Ursache in den Sinn kommen. In diesem Prequel zeigt Regisseur Rupert Wyatt grandios (und Popcorn-Kino-gerecht) wie sich Primaten als Versuchstiere fühlen und was sie tun würden, wären sie intelligenter als wir. Andy Serkis mimt den Schimpansen Charles auf seine großartige CGI-animierte Weise. Und die Story hat man zwar schon gefühlte 100-mal gehört, aber so gut und einfühlsam umgesetzt selten gesehen. Von mir gibt es für diesen Prequel, dessen deutscher Filmtitel mal wieder ein großer Fail ist (Prevolution *seriously?*), 8 von 10 Sterne.

Meine Wertung: ★★★★★★★★☆☆ 

Soul Kitchen

Fatih Akin und Adam Bousdoukos haben da zusammen einen Arthouse Film zusammengestellt, der von Drehbuch und von der Mache in nichts den großen Arthouse Filmen aus anderen europäischen Staaten nachsteht. Es ist eine Multi-Kulti-Geschichte, in der ohne Klischees (und diesmal meine ich das auch so) die Geschichte vom etwas einfältigen Zinos erzählt wird, der in einer Hafenbaracke das Restaurant „Soul Kitchen“ betreibt.

Das ist dramatisch und manchmal witzig, herzzerreißend und halsbrecherisch. Besetzt mit zahlreichen türkischen und griechischen Schauspielern, sowie Größen des deutschen Films wie Peter Lohmeyer, Udo Kier und Wotan Wilke Möhring in Nebenrollen. Und ganz nebenbei hat man mal die halbe Crew vom Großstadtrevier inklusive Jan Fedder miteingebunden. Mal wieder ein echter Heimatfilm, da wo man ihn gar nicht erwartet – voller Soul.

Meine Wertung: ★★★★★★★★☆☆ 

Superbad

Ich arbeite mich ja durch alle Micheal Cera Filme durch, derer ich habhaft werden kann. Zudem hat mir den Film ein Arbeitskollege empfohlen. Und Regisseur Greg Mottola hat ja später Adventureland gedreht, den ich so toll fand. Zu meiner Überraschung hab ich auch Setz Rogen wieder entdeckt, der ja mit Zack and Miri make a porno einen tollen Film gemacht hat. Der Cast stimmt also schonmal.

Jetzt habe ich natürlich so eine leichte Abneigung gegen Highschool-Filme, weil ich die selbst mal ganz gut fand oder jedenfalls zu viele gesehen habe. Aber Greg Mottola treibt es nicht zu weit. Irgendwie läuft der Film zwar so etwa ab wie auch Hangover – mit viel Alkohol erleben drei typische High School-Loser eine wahnwitzige Nacht – aber trotzdem sind die Figuren noch sympathisch.

Ich befürchte trotzdem, das wird nicht jedem gefallen, und mir ging das Szenario zwischenzeitlich auch mal auf den Senkel, aber amüsiert hab ich mich trotzdem ganz gut

Meine Wertung: ★★★★★★★☆☆☆ 

New Girl

So, der Spiegel schreibt schon zum zweiten Mal lüber die Serie New Girl, die in der nächsten Woche auf Prosieben starten wird. Es muss wohl so eine Art moderenes Friends sein – nur in gut und witzig.

Ich bin jedenfalls schon sehr gespannt und die ersten Sachen, die ich mir so im Internet angeschaut hab sahen doch wirklich sehr vielversprechend aus. Zooey Deschanel setzt mit ihrer schrulligen Darstellung der Jess, die neu in eine WG einzieht, geradezu zu einem Charme-Flächenbombardement an. Ob das aber mehrere Staffeln trägt. Man wird es sehen.

Ach ja, und Jess singt. ^^

Contagion

Matt Damon, Gwyneth Paltrow, Laurence Fishburne, Jude Law, Kate Winslet – Steven Soderbergh mit einem eigentlich gigantischen Star-Ensemble. Doch der Regisseur hat einen ganz außergewöhnlichen Film gedreht. Eigentlich mit das beste, was ich in letzter Zeit gesehen habe. Und das obwohl das imdb-Rating derzeit mit 6.8 recht niedrig ist.

Beschrieben wird in einem komplexen weltweiten Gesellschaftsbild wie sich die nächste große Epidemie (analog zur spanischen Grippe von 1918) entwickeln wird. Das, was uns mit der Schweine-Vogel-Sonstwas-Grippe immer wieder als Bedrohung dargestellt wird, wird auf einmal sehr plastisch. Und dabei bleibt Soderbergh immer beschreibend und wenig effekthascherisch. Der Über-Realismus ist dabei bedrückend.

Nachtrag aus dem April 2020: Mitten in der Corona-Krise kann man sich den Film nochmal anschauen. Das ist wirklich sehr spannend. Viele Dinge hat Soderbergh gut inszeniert. Einige verwirren, jetzt wo man weiß, wie es wirklich ist. Wie anständig sich Menschen verhalten können auch im Angesicht einer gesundheitlichen Gefahr, die so wenig greifbar ist. Und vielleicht ist Contagion an der ein oder anderen Stelle doch effekthascherisch – auch wenn es kein Outbreak ist.

Meine Wertung: ★★★★★★★★★☆ 

Contagion (2011)
Contagion poster Rating: 6.7/10 (242,071 votes)
Director: Steven Soderbergh
Writer: Scott Z. Burns
Stars: Gwyneth Paltrow, Tien You Chui, Josie Ho, Daria Strokous
Runtime: 106 min
Rated: PG-13
Genre: Action, Drama, Thriller
Released: 09 Sep 2011
Plot: Healthcare professionals, government officials and everyday people find themselves in the midst of a pandemic as the CDC works to find a cure.